Historie :
Bereits 1928 wurde von der RWE AG (Rheinisch Westfälische
Elektrizitätswerke) eine Fehlerstromschutzschaltung zum Patent angemeldet.
Es dauerte aber noch 23 Jahre (bis 1951), bis der Fehlerstromschutzschalter
in seiner heute bekannten kompakten Form in Serie ging.
Aufgabe :
Fehlerstromschutzschalter (RCD=Residual Current Protective Device), in der
Folge FI genannt, haben die Aufgabe, Betriebsmittel innerhalb von 0,4 s
allpolig abzuschalten, wenn infolge eines Isolationsfehlers eine gefährliche
Berührungsspannung auftritt (50V AC oder 120V DC bei Menschen, 25V
AC oder 60V DC bei Tieren oder Anlagen mit besonderer Gefährdung bzw.
besonderen Bedingungen). Da die tatsächlichen Abschaltzeiten von FI's
erheblich kürzer als 0.4s sind ( ca. 20-50ms ), bieten diese einen besonders
wirksamen Schutz gegen gefährliche Körperströme (über 30mA). Auch
Brände, die durch Erdfehlerströme oder Kriechströme verursacht werden
könnten, werden durch FI's weitgehend verhindert.
Funktion :
Bei der Schutzmassnahme mit FI's werden die Körper der zu schützenden
Betriebsmittel im TN-CS-Netz und im TN-S-Netz mit dem Schutzleiter
verbunden (Schutzklasse 1) bzw. mit dem Hilfserder im TT-Netz und im IT-
Netz. Für den höchstzulässigen Wert der Erdung gilt: Ra=UL:I delta n
(Erdungswiderstand=höchstzulässigeBerührungsspannung:Nennfehlerstrom)
Alle vom Netz zu den Betriebsmitteln führenden Leiter (L1,L2,L3,N)
werden durch einen Summenstromwandler geführt (hier ist eine
Vorschaltsicherung in Höhe des FI-Nennstromes notwendig um die
Kontaktfahnen des FI' nicht durch zu hohe Dauerlast zu zerstören). Da im
fehlerfreien Zustand die Summe der zufliessenden Ströme gleich der
Summe der abfliessenden Ströme ist (1. Kirchhoffsches Gesetz
(Knotenpunktsatz)), heben sich die magnetischen Wechselfelder der Leiter
gegenseitig auf. In diesem Fall wird in der Ausgangswicklung des
Summenstromwandlers keine Spannung induziert.
Bei Erdschluss eines Leiters oder bei Körperschluss eines Betriebsmittels
fliesst ein Teilstrom über den Erder zum Spannungserzeuger zurück. Nun
ist die Summe der zu- und abfliessenden Ströme nicht mehr Null. In der
Ausgangswicklung des Summenstromwandlers wird nun eine Spannung
induziert, die einen elektromagnetischen Auslöser betätigt. Dieser Auslöser
schaltet den FI allpolig ab und das fehlerhafte Betriebsmittel ist vollständig
vom Netz getrennt.
Vorteile :
Prüfung :
Der FI besitzt eine Prüftaste, mit der die Funktion der Auslösung überprüft
werden kann, nicht aber die unbedingt notwendige Erdung der zu
schützenden Anlage. Die Funktionsprüfung des FI's ist vom Betreiber der
Anlage bei nichtstationären Anlagen arbeitstäglich, bei stationären Anlagen
monatlich vorzunehmen. Aber das ist graueste Theorie.
Um die Funktion der FI-Schutzmassnahme nachzuweisen, ist es notwendig,
mit einem den VDE-Vorschriften (0413) entsprechendem Messgerät von
jedem Betriebsmittel aus durch einen ansteigenden Fehlerstrom den FI
auszulösen.
Vorschrift :
FI's sind in Räumen mit Bädern und oder Duschen, Baustromverteilern,
landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Anwesen, Schwimmbädern,
medizinisch genutzten Räumen, Laborräumen, Schulen und
Ausbildungsstätten sowie in feuergefährdeten Betriebsstätten
vorgeschrieben.
Arten :
Die individuelle Anpassung des FI's an die zu schützende Anlage fällt auf
Grund der Artenvielfalt nicht sehr schwer.
Es gibt 2-polige, 4-polige und angeblich auch 3-polige FI's mit
Nennströmen von 16,25,40 und 63A und Fehlernennströmen von
0.01,0.03,0.1,0.3 und 0.5A
2-polige FI's gibt es von 16-63A und 4-polige FI's von 25-63A
FI's mit 0.01 und 0.03A gehören zur Kategorie der hochempfindlichen
FI's.
Auch gibt es ortsveränderliche FI's, z.B. Sicherheitsstecker mit integriertem
FI ( hier wird im Fehlerfall auch der PE (Schutzleiter) unterbrochen ), FI's
mit Leitungsschutzschalter (FI-LS)(LS mit thermischer Bimetallauslösung und
Kurzschlussschutz durch elektromagnetischen Schnellauslöser) und selektive
FI's, die eingesetzt werden, wenn 2 oder mehrere FI's in Reihe geschaltet
werden. Selektive FI's verfügen über ein Zeitverzögerungsglied.
Natürlich gibt es auch FI's über 500V Nennspannung und 63A Nennstrom
(bis 224A, vielleicht sogar höher, je nach Hersteller). In diesen
hochstromigen Bereichen werden auch FI's mit einem Fehlernennstrom von
1.0A eingesetzt, um Auslösungen durch zu grosse Ableitströme (entstehen
durch die Endlichkeit eines jeden Widerstandes) zu vermeiden. Außerdem
werden in diesen Bereichen Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen verwendet,
die aus dem Summenstromwandler und einem Fehlerstromsteuerschalter
als getrennte Bauelemente bestehen und einen entsprechenden
Leistungsschutzschalter ansteuern.
Symbole :
Achtung :
Bei zweipoligem direkten Berühren ohne ausreichende Erdverbindung
besteht auch mit FI kein Schutz.